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The Jolly Smashing of the Uncanny
Die Installation von Karl Orton lässt den Zweck seiner appropriativen Geste offen. Im Grunde fungiert in der Kunst der Begriff der Aneignung (Appropriation) als elegante Umschreibung für „stehlen“ oder „abkupfern“. Ein Soundtrack, der an einen frühen Cronenberg Film erinnert, ist im Ausstellungsraum zu hören, ein an das Kino erinnernder atmosphärischer Sound aus vertraut klingenden Akkorden, die wir schon einmal gesehen – oder in diesem Fall eher – gehört haben. Verlassen steht ein einsames Mikrophon im Ausstellungsraum und scheint vom unmittelbar bevorstehenden Auftritt eines Performers zu künden. Plötzlich ertönt wie aus dem Nichts Vladimir Mayakovskys Gedicht „A Cloud in Trousers“, dessen ursprünglich futuristisch-politische Bedeutung willkürlich homoerotisiert und vom Künstler so für seine Zwecke rekontextualisiert wird. Ein Video, das die Abwesenheit des Performers widerspiegelt, wird formal als verbindendes Element eingesetzt. Ein weiteres Bindeglied ist der Einbezug von zwei Film Stills, von denen eines die früher übliche Schlussszene „The End“ abbildet, während das andere die dramatische Szene eines zu Boden fallenden Blütenblattes zeigt. Hintersinnig taucht auf einem Gemälde in der Ausstellung „The Fruit Machine“ (eine in Kanada entwickelte Maschine, mit der Homosexualität erkannt werden sollte) auf. Gerade durch die Umdeutung, die mit jeder Appropriation einhergeht, gelingt es Karl Orton eingefahrene Bedeutungszuschreibungen und Meinungen in Frage zu stellen. Karl Orton wurde 1974 in Burton upon Trent, UK, geboren. 1994 studierte er an der Universität Bristol, wo er jedoch nie einen Abschluss in Bildender Kunst / Malerei erlangte. Von 2000 bis 2003 arbeitete er für das Maison Martin Margiela in Paris. Von 2004 bis 2008 studierte Karl Orton an der Städelschule in Frankfurt
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